Retrofit in der Intralogistik – worauf es ankommt

Ergebnisse einer Studie und ein individueller Fahrplan

Einleitung: Retrofit in der Intralogistik für Effizienz und Digitalisierung

Der Retrofit einer bestehenden Logistikanlage schafft Potentiale, erhöht die Effizienz und ermöglicht es, ohne Neuinvestitionen wieder auf den aktuellen Stand der Technik bei Prozessen, Hard- und Software zu kommen und ggf. sogar KI-Lösungen zur weiteren Optimierung zu nutzen. Gerade im Bereich der Retrofit Intralogistik zeigt sich, wie bestehende Systeme durch gezielte Modernisierung fit für die Zukunft gemacht werden können.

In einer Studie hat die Unitechnik Systems GmbH über 100 Unternehmen aus Produktion und Logistik befragt, wie sie zu einem Retrofit ihrer Bestandsanlage stehen. Dabei waren unter anderem Beweggründe und gemachte Erfahrungen Teil der Umfrage. Neben der Kosteneffizienz, der technologischen Aktualisierung und einer erhöhten Effizienz kamen dabei auch eher ungewöhnliche Beweggründe zu Tage. Insgesamt plant mehr als die Hälfte der Befragten, in den nächsten fünf Jahren in einen Retrofit investieren.

Umrahmt werden die Erfahrungswerte der Studienteilnehmer von einigen Praxisbeispielen und einem individuellen Fahrplan sowie Tipps, worauf Anwender bei einem anstehenden Retrofit-Projekt und der Auswahl des Dienstleisters achten sollten.

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Studie und Whitepaper: Retrofit in der Intralogistik

Ältere Logistikanlagen stoßen beim Thema Digitalisierung und Vernetzung an ihre Grenzen. 38 Prozent der Befragten aus der Unitechnik-Studie sehen darin einen Hauptgrund für ein Retrofit. Die Studienergebnisse basieren auf einer Befragung mit über 100 Teilnehmern aus Produktion und Logistik. Auch praktische Gründe sprechen für eine Modernisierung: 68 Prozent nennen Ersatzteilprobleme und 51 Prozent beklagen zu viele Störungen. Jeder Zweite (53 Prozent) plant ein Retrofit, 27 Prozent der Teilnehmer haben bereits modernisiert – Tendenz steigend.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Investitionskosten sind im Vergleich zum Neuanlagenbau geringer und eine erhebliche Effizienzsteigerung dennoch zu erwarten. Veraltete Anlagenteile lassen sich so auf den neusten Stand der Technik bringen und werden Teil einer digitalen Gesamtstrategie.
Die Studie kann hier kostenlos heruntergeladen werden. Zum gleichen Thema hat Unitechnik ein Whitepaper erstellt. Es erläutert die Ergebnisse der Studie und dient als Leitfaden für ein erfolgreiches Retrofit-Projekt. Profitieren Sie von Praxisbeispielen und vielen Tipps eines erfahrenen Retrofit-Experten.

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Retrofit in der Intralogistik: Definition und Potenziale

Um mit dem technischen Fortschritt Schritt zu halten, ist nicht immer ein Neubau notwendig. Immer mehr Unternehmen aus Produktion und Logistik erwägen eine Modernisierung ihrer Anlagen (Retrofit), da diese in vielen Fällen die Grundlage für die Integration neuer (digitaler) Technologien oder die Umsetzung veränderter Prozesse schafft. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Energieeffizienz in der Logistik, die durch gezielte Maßnahmen im Retrofit deutlich verbessert werden kann. Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer (53 Prozent) will in den nächsten fünf Jahren in ein Retrofit investieren, während 27 Prozent der Befragten bereits in der näheren Vergangenheit in ein Retrofit investiert haben. Die Tendenz ist also steigend.

Doch was ist eigentlich unter einem Retrofit zu verstehen? Gerade in der Intralogistik Modernisierung zeigt sich, dass ein Retrofit Logistikzentrum die Leistungsfähigkeit bestehender Anlagen erheblich steigern und diese fit für digitale Technologien machen kann. Auch die Modernisierung einer Logistikanlage trägt dazu bei, Prozesse effizienter, nachhaltiger und zukunftssicherer zu gestalten.

Was bedeutet Retrofit in der Intralogistik?

Der Begriff Retrofit (Retro = alt, oder Altes; fit = ertüchtigen, stark machen) bezeichnet in der Intralogistik die Aktualisierung oder Modernisierung bestehender Anlagen, Maschinen oder Systeme, um sie an neue Anforderungen anzupassen oder ihre Leistung zu verbessern. Dies kann beispielsweise die Integration neuer Technologien, die Erweiterung der Funktionalität oder die Verbesserung der Effizienz umfassen, ohne die gesamte Anlage oder Einrichtung neu zu bauen oder zu ersetzen.

Im Bereich der Intralogistik kann Retrofitting dazu beitragen, ältere Lager- und Fördersysteme auf den neuesten Stand zu bringen. Im Vergleich zum Neubau einer Anlage und nach der Amortisation der Investition spart dies massiv Kosten und verlängert die Lebensdauer der vorhandenen Anlage maßgeblich.

Gründe für Retrofit: Warum Logistikanlagen modernisiert werden

Zu den Hauptbeweggründen für die Modernisierung von Bestandsanlagen gehört die Abkündigung von Soft- oder Hardwarekomponenten aus der bestehenden Anlage (68 Prozent). Eine Logistikanlage deren Anlagensteuerung nicht mehr gewartet oder mit Ersatzteilen versorgt werden kann, steht im Extremfall still. Einer solchen wirtschaftlichen Katastrophe wollen viele Unternehmen schon frühzeitig entgegenwirken und geben als weiteren Grund für einen Retrofit schon die fehlende Weiterentwicklung von Softwarelösungen wie dem Lagerverwaltungssystem an (37 Prozent). Immer häufiger wird daher gezielt das Lagerverwaltungssystem erneuert, um Prozesse langfristig abzusichern und die digitale Transformation voranzutreiben.

Auch ein gehäuftes Auftreten von Ausfällen (48 Prozent) belasten die Produktivität der Anlage. Veraltete Sicherheitstechnik spielt aufgrund von gesetzlichen Vorgaben und im Hinblick auf die Sicherheit der eigenen Mitarbeiter (37 Prozent) ebenfalls eine wichtige Rolle. Geänderte Anforderungen an die eigenen Prozesse und Anlagen (34 Prozent), mangelnde Kompatibilität zu anderen Systemen (23 Prozent), mangelnder Support (18 Prozent) sowie ergonomische Anforderungen (10 Prozent) sind weitere Gründe für die Entscheidung zum Retrofit. Hinzu kommt die Notwendigkeit, die Materialflusssteuerung zu optimieren, um bestehende Systeme effizienter miteinander zu vernetzen und Engpässe in der Intralogistik zu vermeiden.

Vorteile des Retrofits gegenüber einer Neuanlagenplanung

Der Bau einer komplett neuen Anlage hat oft den Charme alle Logistikprozesse neu entwerfen zu können. Doch ist ein Neubau in vielen Fällen räumlich, organisatorisch oder finanziell nicht abzubilden. Ein Retrofit bietet mehrere Vorteile im Vergleich zur Anschaffung einer komplett neuen Anlage:

  1. Kosten sparen:
    Ein Retrofit ist oft kostengünstiger als der Bau und die Implementierung eines neuen Logistikzentrums oder einer neuen Anlage. Durch die Modernisierung und Anpassung bestehender Anlagen können Unternehmen erhebliche Einsparungen bei den Investitionskosten erzielen. 62 % der Befragten entschieden sich aus diesem Grund für den Retrofit.
  2. Ein Retrofit ist platzsparend:
    Umbauarbeiten an der Bestandsanlage erfordern in der Regel wesentlich weniger Platz als ein paralleler Neubau. Das sahen auch zwei Drittel der Studienteilnehmer (66 Prozent) ähnlich.
  3. Umbau der Bestandsanlage unterliegt weniger Vorschriften:
    Die Bestandsanlage entspricht in der Regel bereits geltenden Auflagen. Hier muss lediglich darauf geachtet werden, dass die geplanten Änderungen diese nicht nichtig machen (beispielsweise die CE-Zertifizierung).
  4. Bereits bekannte Prozesse können punktuell verbessert werden:
    Durch die Modernisierung können bereits bekannte Abläufe genau an den richtigen Stellen verbessert werden, anstatt einen komplett neuen Prozess zu integrieren und zu testen. Das sehen auch 34 Prozent der Befragten so. Sicherlich kann es bei bestimmten Anforderungen aber auch sinnvoll sein, den Prozess in Gänze zu überdenken.
  5. Nachhaltigkeit:
    Durch die Modernisierung bestehender Anlagen anstelle der Errichtung neuer Anlagen können Unternehmen ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren und Ressourcen schonen. Die Weiternutzung bestehender Infrastruktur ist ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf Nachhaltigkeitsziele und Umweltschutz und ist für ein Drittel der Studienteilnehmer (34 Prozent) ein relevantes Thema.

Anwendungsbereiche von Retrofit in Logistik und Produktion

Ein Retrofit in der Intralogistik kann in verschiedenen Bereichen und auf verschiedenen Ebenen durchgeführt werden, um die Effizienz zu steigern und die Leistungsfähigkeit bestehender Anlagen zu verbessern.

Retrofit Steuerungstechnik: Industrie 4.0 und IoT

Die Steuertechnik ist das Rückgrat vieler industrieller Anlagen, da sie die automatisierten Prozesse überwacht, steuert und koordiniert. Dazu gehören die Steuerungen einzelner Anlagenkomponenten, wie die des Regalbediengerätes ebenso wie die übergeordneten Steuerungseinheiten. Eine Modernisierung in diesem Bereich wurde von 41 Prozent der Studienteilnehmer durchgeführt und hängt neben dem Austausch veralteter Komponenten oft mit gestiegenen Anforderungen zusammen. Ein Retrofit beinhaltet häufig den Austausch von Wegmesssystemen, Datenübertragung und Sicherheitstechnik - bis hin zur Integration von Industrie 4.0-Technologien, wie zum Beispiel IoT (Internet of Things).

Fördertechnik, Regalbediengeräte, Robotik

Auch die Integration oder Erneuerung von automatisierten Lager- und Kommissioniersystemen wie Regalbediengeräten, Retrofit Fördertechnik oder Pick-by-Light-Systemen kann Teil eines Retrofits in der Intralogistik sein. Materialermüdung bei beweglichen oder stark beanspruchten Teilen (z.B. bei dem Mast eines Regalbediengerätes) kann einen Austausch erforderlich machen. Anpassungen im Bereich der Mechanik können aber auch die Einführung von Robotik, fahrerlosen Transportsystemen (AGVs) und anderen automatisierten Lösungen enthalten. Bei 31 Prozent der Befragten umfasste ein Retrofit Änderungen in diesem Bereich.

Retrofit Leittechnik: WMS und Materialflusssteuerung

In Bereich Leittechnik erneuerten 29 Prozent der Befragten das Warehouse Management System (WMS), um die Steuerung und Überwachung aller Lager- und Materialflussaktivitäten zu optimieren. Auch können Bestandsanlagen durch die Erneuerung von Materialflussteuerungs- und Visualisierungssysteme optimiert werden, die eine benutzerfreundliche Bedienung und Überwachung der Anlagen ermöglichen. Bei diesen Optimierungen spielen Schnittstellen zu anderen IT-Systemen im Unternehmen, wie z.B. ERP-, MES- oder Transportmanagement-Software eine entscheidende Rolle. Die Kompatibilität mit diesen Systemen kann auch ein wichtiges Argument für ein Retrofit WMS sein.

Potenzielle Risiken und Herausforderungen

Bei den größten Bedenken kristallisieren sich in der Studie drei Hauptpunkte heraus. Besonders eine mögliche Störung des operativen Geschäfts bereitet einem Großteil der Befragten (82 Prozent) Sorgen. Wenn die Anlage im laufenden Betrieb abgeschaltet werden muss, um die Modernisierungsmaßnahmen durchzuführen, sind Ausfallzeiten unumgänglich. Zeitgleich befürchtet jeder Zweite Befragte (48 Prozent) längere Ausfallzeiten durch die Umsetzung des Projekts. Für Anwender und Anbieter macht es also Sinn, die Umstellung in einem betriebsfreien Zeitfenster durchzuführen, um dieses Risiko zu minimieren.

Dafür eigenen sich die komplette Umstellung innerhalb eines kurzen Zeitraums (z.B. verlängertes Wochenende), auch „Big Bang“ genannt oder während vorher definierter Stillstandzeiten wie z.B. Betriebsferien oder die Zerlegung der Umstellung in mehrere Teilprojekte.

In diesem Zuge spielen die Kalkulierbarkeit des Projekts und der Kosten (29 Prozent) sowie die Einhaltung des gesetzten Terminplans (33 Prozent) für alle Befragten ebenfalls eine wichtige Rolle.

Wichtig zu wissen: Bei einem Drittel der Befragten, die bereits eine Nachrüstung durchgeführt haben, haben sich die Befürchtungen im Nachhinein nicht bewahrheitet. Das heißt aber im Umkehrschluss, dass bei zwei Dritteln die eine oder andere Befürchtung eingetreten ist.

Die Vorbehalte sind also berechtigt und erfordern eine sorgfältige Planung im Vorfeld und die Auswahl des richtigen Dienstleisters für die Umsetzung. Doch welche Faktoren sind dabei entscheidend? Und wie können Fallstricke vermieden werden?

Planung und Umsetzung eines Retrofit-Projekts

Für die erfolgreiche Umsetzung eines Retrofits sind eine ausführliche Planung und präzise Umsetzung unumgänglich. Das Projekt sollte dabei eine Bedarfsanalyse und detailreiche Vorplanung enthalten. Auch die Umsetzung muss bis ins kleinste Detail geplant werden, da hier schlussendlich am offenen Herzen operiert wird. Die Intralogistik ist elementar wichtig für die Funktionalität eines jeden Unternehmens, da sie alle Bereiche miteinander verbindet. Es lohnt sich daher, den Ablauf und die Umsetzung bereits im Vorfeld digital zu simulieren. Um all diese Schritte gezielt und erfolgreich umzusetzen, bietet es sich an, einen erfahrenen Dienstleister an seiner Seite zu haben, der das Projekt leitet.

Den passenden Retrofit-Dienstleister auswählen

An folgenden drei Faktoren lässt sich gut erkennen, ob ein Dienstleister gut zum anstehenden Projekt passt:

  • Zu Beginn erfolgt gemeinsam eine intensive Bestandsaufnahme, um den Modernisierungsbedarf zu ermitteln.
  • Die Kernkompetenzen des Partners liegen in den Bereichen IT, Software und Steuerungstechnik, da dies meist die zu modernisierenden Teile der Anlagen sind.
  • Die vorhandenen Referenzen passen zur eigenen Aufgabenstellung.

Die Auswahl eines passenden Anbieters ist meist herausfordernder als bei einem Neuprojekt. Da die meisten Modernisierungsprojekte in der Intralogistik ihren Schwerpunkt in der Steuerungs- und Leittechnik der Anlagen haben, liegt es auf der Hand, dass die Anbieter in diesem Fachgebiet eigene Expertise haben sollten.

Die Aufwandsabschätzung (als Basis für ein Angebot) bedarf eines hohen Zeit- und Kommunikationsaufwands auf beiden Seiten, da nicht nur die Anlage an sich, sondern auch die vielen Schnittstellen einer Intralogistik-Anlage in Betracht gezogen werden. Erfahrungsgemäß wollen Kunden diesen Prozess nicht mit vielen Anbietern durchlaufen. Ein wichtiger Faktor bei der Wahl des Anbieters sind daher seine Referenzen. Vor-Ort-Besuche von vergleichbaren Anlagen und der Erfahrungsaustausch mit den jeweiligen Betreibern helfen dabei, ein Gefühl dafür zu bekommen, ob der Anbieter für die eigene Aufgabenstellung passt.

Die Unitechnik-Studie zeigt, dass ein Großteil der befragten Unternehmen besonderen Wert auf einen störungsfrei laufenden Betrieb während der Modernisierung (65 Prozent) und eine qualitativ hochwertige Umsetzung (60 Prozent) legt. Bei den weichen Faktoren fällt auf, dass ein hoher Anspruch an das ausführende Personal gestellt wird. Die Kunden wünschen sich feste Ansprechpartner, die zur Stammbelegschaft des Anbieters gehören, ein gutes Prozessverständnis mitbringen und transparent kommunizieren.

Auf der anderen Seite wird ein günstiger Preis nur von knapp einem Viertel der Befragten (25 Prozent) als wichtige Anforderung an den Anbieter klassifiziert. Die geringe Gewichtung beim Hauptteil der Studienteilnehmer zeigt weiterhin, welche hohe wirtschaftliche Bedeutung der Erfolg der Modernisierungsmaßnahme für die Kunden hat.

Auswahl der geeigneten Retrofit-Lösung

Die Auswahl der Retrofit-Lösung gestaltet sich für jeden Anwender anders. Ob die Modernisierung die Lagerverwaltungssoftware, die Steuerungs- und Sicherheitstechnik oder zusätzlich die Mechanik betrifft, hängt stark von dem gewünschten Ergebnis ab. Welches Ziel verfolgt der Retrofit? Die Antwort auf diese Frage bedingt auch die geeignete Lösung. Die Umfrage zeigt, dass viele Unternehmen immer noch einen sehr pragmatischen Blick auf das Thema Retrofit haben. Die Verlängerung der Lebensdauer der Bestandsanlage (78 Prozent) ist bei jedem Retrofit-Projekt eine direkte Folge. Allerdings ermöglicht eine solche Modernisierung in der Intralogistik so viel mehr. Gerade im Zuge neuer Standards in der Anlagentechnik sind signifikante Sprünge in der Produktivität möglich. Das sehen auch 64 Prozent der Befragten so. Zeitgleich können die aufwendige Einrichtung neuer Schnittstellen und die Anpassung der Mechanik bei anhängenden Anlagen oft durch einen Retrofit umgangen werden. Eine Modernisierung der Bestandsanlage sorgt für wesentlich weniger Aufwand und Umstrukturierungen im Materialfluss als ein Neubau.

Verhältnismäßig wenige Unternehmen streben hingegen eine intuitivere Bedienung oder Datenerfassung- und Analyse an (jeweils 14 Prozent). Intralogistikexperten, wie Unitechnik gehen davon aus, dass sich diese beiden Umfragewerte mit dem rasanten Aufstieg der KI auch in wirtschaftlichen Bereichen in den kommenden Jahren noch stark nach oben ändern werden.

Doch auch die Senkung der Betriebskosten (37 Prozent) und die Optimierung der Energieeffizienz (28 Prozent) sind häufig genannte Ziele und Auslöser für ein Retrofit. Unternehmen schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe: die Verbesserung der Umweltbilanz und die Senkung der Betriebskosten. Im Rahmen der Modernisierung können dabei verschiedene Energiesparmaßnahmen umgesetzt werden:

  • energiesparende Antriebskonzepte,
  • Energierückspeisung und -pufferung,
  • Energiesparmodi für Schwachlastzeiten,
  • Energiemanagementsysteme,
  • und vieles mehr.

Die Ursache für einen hohen Energieverbrauch liegt oft auch in der mechanischen Auslegung. Ein Beispiel: Regalbediengeräte waren vor 30 Jahren deutlich schwerer als heute. Diese Massen müssen ständig beschleunigt und abgebremst werden. Ob ein Austausch solcher Geräte wirtschaftlich sinnvoll sein könnte, ist Teil der Bestandsaufnahme und Konzeptionsphase.

Retrofit-Implementierung und Best Practices

Das automatisierte Lager ist in vielen Firmen die zentrale Materialflussdrehscheibe. Es ist in der Regel nicht möglich, die komplette Logistikanlage für einen längeren Zeitraum außer Betrieb zu nehmen, ohne den Betrieb des Unternehmens zu gefährden. Für ein Retrofit ist es aber zwingend erforderlich, Teile der Anlage zeitweise abzuschalten. Wie zuvor bereits erwähnt gibt es zwei Handlungsmöglichkeiten: einen „Big Bang“, oder die Zerlegung der Umstellung in mehrere Teilprojekte.

Diesen Eingriff in die laufende Anlage und der Weg von der alten zur neuen (sanierten) Anlage beschreibt das Migrationskonzept. Dieses ist von entscheidender Bedeutung für alle Parteien, die an der Maßnahme beteiligt sind. Hier sind viele Einzelschritte zu verifizieren und minutiös zu planen.

Da die tatsächliche Umstellung in einem Retrofit-Projekt möglichst schnell durchgeführt werden soll, müssen die Software und die Schnittstellen zu anderen Systemen im Voraus gründlich getestet werden. Dafür wird ein digitaler Zwilling der Anlage erstellt. Diese sogenannte Emulation verhält sich genauso wie die physische Anlage vor Ort. Die Testumgebung ermöglicht dem Anbieter, den Echtbetrieb von Steuerungssoftware und Lagerverwaltungssystem zu simulieren. Dadurch können die Mitarbeiter des Kunden bereits vor der Umstellung in die Bedienung der Software eingewiesen werden.

Retrofit-Details: CE-Kennzeichnung und Schnittstellen

Es ist wichtig sicherzustellen, dass die neuen Komponenten und Technologien nahtlos mit den bestehenden Systemen und Anlagen integriert werden können. Neben der Kompatibilität der Software und der Schnittstellen zu anderen Systemen gibt es weitere Punkte, auf die bei einer physischen Veränderung der Bestandsanlage geachtet werden muss. Denn die neue Maschinenverordnung (EU) 2023/1230 ist am 29. Juni 2023 im Amtsblatt der EU veröffentlicht worden. Sie gilt im vollen Umfang ab dem 20. Januar 2027 und setzt dann die bestehende Maschinenrichtlinie 2006/42/EG außer Kraft.

Sowohl nach der alten Richtlinie als auch nach der neuen Verordnung ist der Betreiber dafür verantwortlich, dass die Anlage den gesetzlichen Sicherheitsanforderungen entspricht. Es gibt keinen Bestandsschutz. Insbesondere ist zu beachten, dass die CE-Kennzeichnung lediglich bestätigt, dass die Anlage zum Zeitpunkt des Inverkehrbringens den geltenden Vorschriften entsprach.

Kommt es im Zuge einer Nachrüstung zu einer „wesentlichen Änderung“ der Anlage im Sinne der o.g. Verordnung, so erlischt die CE-Kennzeichnung. Dies wiederum hätte zur Folge, dass die Anlage neu in Verkehr gebracht wird und mit immensem Aufwand eine neue CE-Kennzeichnung erfolgen müsste. Es empfiehlt sich von Anfang an, einen neutralen Sicherheitsexperten in das Retrofit-Projekt zu integrieren, der den Betreiber berät und dem Retrofit-Anbieter Vorgaben für die Ausführung macht.

Erfolgreiche Retrofit-Projekte

Georg Fischer – Ablösung des Lagerverwaltungssystems

Jahrzehntelang arbeitete das Schweizer Industrieunternehmen Georg Fischer (GF) an den Standorten der Division GF Piping Systems in Schaffhausen mit drei verschiedenen Lagerverwaltungssystemen. Mit dem Ziel einer zukunftssicheren Lösung aus einem Guss beauftragte GF den deutschen Automatisierungsexperten Unitechnik.

Die Herausforderung: Das neue Lagerverwaltungssystem musste - bei laufendem Betrieb - ein hochoptimiertes System ablösen und sehr komplexe Logistikprozesse abbilden.

Kennzahlen: 3 Standorte, 110 LVS-Arbeitsplätze, Anbindung von 3 Automatikbereichen (20 RBGs), Schnittstellen zu SAP ERP, Transporeon und verschiedenen SPS-Protokollen.

Weitere Informationen: https://www.unitechnik.com/case-studies/georg-fischer.html 

Mehr zu Ablösung eines Lagerverwaltungssystems

Retrofit des Turck-Logistikzentrums mit Leistungsverdopplung

Die Hans Turck GmbH & Co. KG betreibt in Mülheim an der Ruhr das zentrale Logistikzentrum der Turck-Gruppe. Von hier aus werden Automatisierungsprodukte wie Steckverbinder und Leitungen, Sensoren, Feldbuslösungen, Steuerungsmodule und RFID-Systeme in die ganze Welt verschickt. Ausgangspunkt der Modernisierung war eine Logistikanlage aus dem Jahr 1996, die nach mehreren Erweiterungen eine heterogene Automatisierungsstruktur und ein veraltetes Lagerverwaltungssystem aufwies.

Die Aufgabe bestand darin, die vorhandene Technik zu modernisieren und den gesamten Materialfluss zu modifizieren. Die bestehende Person-zur-Ware-Kommissionierung wurde auf das Ware-zur-Person-Prinzip umgestellt. In einer zweiten Ausbaustufe wurde die Kapazität und Leistung des Logistikzentrums nochmals verdoppelt. Bei diesem Projekt erfolgte die komplette Umstellung vom alten auf das neue System an einem verlängerten Wochenende. Bereits am zweiten Tag nach dem Go-Live wurde das „All-Time-High“ in der Kommissionierung erreicht.

Weitere Informationen: https://www.unitechnik.com/case-studies/turck.html

Modernisierung der Produktionslogistik bei Scheidt & Bachmann

Zentrales Pufferlager für die Produktion von Blechgehäusen für Parkscheinautomaten und Schrankenanlagen ist ein 30 Jahre altes Blechlager. Von hier aus werden alle Bearbeitungsmaschinen versorgt. Steht das Lager, steht die Produktion. Die Herausforderung bestand darin, den Umbau bei laufender Produktion durchzuführen. Um dies zu meistern, entschied sich Unitechnik gemeinsam mit Scheidt & Bachmann, den Umbau an mehreren betriebsfreien Wochenenden durchzuführen.

Zunächst stellte Unitechnik die dezentralen Bereiche für das An- und Abdienen der Blechbearbeitungsmaschinen auf die neue Technik um. Danach folgte an einem verlängerten Wochenende die Umstellung der Regalbediengeräte und des Lagerverwaltungssystems. Erneuert wurde die gesamte Steuerungs- und Leittechnik samt Wegmesssystem, Datenkommunikation, Frequenzumrichtern und teilweise die Sicherheitstechnik.

Weitere Informationen: https://www.unitechnik.com/case-studies/scheidt-bachmann.html

Erfolgsfaktoren und Handlungsempfehlungen

Checkliste für den gelungenen Retrofit

Aus vielen realisierten Retrofit-Projekten hat Unitechnik Systems einige Erfolgsfaktoren zusammengestellt, die für die erfolgreiche Umsetzung eines Retrofit-Projekts in der Intralogistik sehr wichtig sind. Diese sind in der folgenden Checkliste noch einmal zusammengefasst:

  1. Analyse der bestehenden Anlagen und Prozesse:
    Gründliche Untersuchung und Bewertung der aktuellen Anlagen, Technologien und Prozesse, um Schwachstellen und Optimierungspotenziale zu identifizieren.
  2. Festlegung klarer Ziele:
    Definieren Sie klare Ziele und Erwartungen an den Retrofit, z.B. Verlängerung der Lebensdauer, Steigerung der Produktivität oder Prozessänderungen.
  3. Anbieterauswahl:
    Sorgfältige Auswahl eines vertrauenswürdigen Anbieters auf der Grundlage von Expertise mit ähnlichen Projekten in der Intralogistik, Zuverlässigkeit in der Umsetzung und anschließendem Kundensupport
  4. Umstellungskonzept erarbeiten und Schnittstellen klären:
    Auf Basis der Analyse und der Ziele wird der Anbieter gemeinsam mit Ihnen das technische Konzept erarbeiten. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Schnittstellen zu angrenzenden Systemen und dem Thema Sicherheitstechnik.
  5. Betroffene zu Beteiligten machen
    Holen Sie frühzeitig betroffene Personen mit ins Boot. Das betrifft sowohl tangierte Abteilungen als auch das Personal, dass später mit der Anlage arbeiten soll.
  6. Detaillierte Projektplanung mit klarer Verantwortung:
    Der Anbieter erstellt einen detaillierten Projektplan, der alle Phasen des Retrofit-Prozesses und alle Projektbeteiligten umfasst. Verantwortlichkeiten werden klar definiert. Die Umstellungsphase wird minutiös geplant.
  7. Testen, Testen, Testen
    Um die Umstellungszeit zu minimieren, bedarf es ausführlicher Tests der neuen Software mittels eines digitalen Zwillings der realen Anlage. Dies schließt auch die Schnittstellen zu benachbarten IT-Systemen, wie ERP mit ein. Benutzer können ebenfalls schon am digitalen Zwilling geschult werden.

Retrofit-Fahrplan: Anbieter Schritt für Schritt beauftragen

  1. Der Anbieter besichtigt die Anlage und erstellt auf Basis der Aufgabenstellung und seiner Erfahrung ein grobes Budget für die Leistung.
  2. Der Anlagenbetreiber bestellt einen unabhängigen Sachverständigen zur Begutachtung der Sicherheitstechnik und legt fest, wie die Anlage aus sicherheitstechnischen Aspekten umgebaut oder erweitert werden muss.
  3. Der Anbieter für das Retrofit erarbeitet ein genaues Pflichtenheft, in der alle Leistungen und das Migrationskonzept beschrieben ist und alle Schnittstellen abgestimmt sind.
  4. Auf Basis des Pflichtenhefts erstellt der Anbieter ein Festpreisangebot, zu dem der Anlagenbetreiber die Leistung bestellen kann.

Fazit: Retrofit als Investition in die digitale Zukunft

Ein Retrofit stellt eine nachhaltige Investition dar, die die Lebensdauer einer Logistikanlage verdoppeln kann. Hierbei liegt der Fokus nicht ausschließlich auf dem simplen Austausch alter Komponenten gegen neue. Die größten Effizienzsteigerungen erzielen Unternehmen, wenn sie die Funktionalität der gesamten Anlage mit Blick auf kommende logistische Herausforderungen gestalten. Insbesondere durch die Integration neuer Informations- und Steuerungstechnologien können veränderte Prozesse und Abläufe abgebildet und die Produktivität der Anlage verbessert werden. Auf diese Weise wandelt sich eine reine Kostenposition in eine Investition in die digitale Zukunft.

Letztendlich hängt der Erfolg eines Retrofits jedoch von der Wahl des geeigneten Migrationskonzepts in Verbindung mit professionellen Testszenarien ab. Die Kosten für Betriebsunterbrechungen, Produktions- oder Lieferausfälle können für ein Unternehmen weitaus höher sein als die Investition in ein umfassendes und sicherheitsorientiertes Migrationskonzept.

Ihr Ansprechpartner

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Über Unitechnik: Partner für Retrofit und Intralogistik

Die Unitechnik Systems GmbH mit Sitz in Wiehl zählt seit fünf Jahrzehnten zu den führenden Anbietern von Industrie-Automatisierung und Informatik. Das Familienunternehmen plant und realisiert in zweiter Generation maßgeschneiderte Systeme für die innerbetriebliche Logistik und Produktion. Unsere innovativen Softwarekonzepte sind dabei der zentrale Baustein. Unitechnik tritt weltweit als Systemintegrator und Gesamtlieferant auf. Seit vielen Jahren bietet Unitechnik Logistik-Consulting als eigenständige Dienstleistung an. Dadurch profitieren Kunden von der jahrzehntelangen Praxiserfahrung. Zu den Referenzen von Unitechnik zählen namhafte Unternehmen wie AS-Création, CLAAS, DEHN, Deutsche Bahn, Emirates, Georg Fischer, Hela, Linde Gas, Nobilia, Scheid & Bachmann, Soennecken, Testo oder Turck.